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HEINZ HIEKE

INGENIEUR / FOTOGRAF

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ALLES BEGINNT IN EINER KELLERBAR

Wahre Geschichten können bewegen

WIE ES BEGANN

Wer sucht nicht? Meine grossformatiges Fotobuch lag bei Hans auf. Hans war einmal ein Sängerkollege, sang mit mir im 1. Bass. Er und die kleine Bar haben hier im Dorf eine Lücke geschlossen. Keine Süffelecke, Treffpunkt für eher Tiefes und Feines. Da lag sie nun meine Fotoauswahl und ich erntete Zuspruch. Auch von Peter, einem seltenen Gast und ebenso Sänger.

12/2019 @

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Wenn wir eine Geschichte weitererzählen, geht sie nicht verloren. 

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Manchmal kommt es völlig anders, als man sich das je hätte denken können. Als Fachmann ist man sich aus seiner Erfahrung heraus in essenziellen Fragen so sicher, dass sich Zweifel darüber erübrigen. 

Beim Bau von Tunneln entstehen Geräusche und Erschütterungen im Umfeld. Es kommt natürlich dadurch oft zu Irritationen bei Anwohnern, die dort leben. Haben die das wirklich im Griff? Ist mein Gebäude oder sogar mein Leben gefährdet? Die Verunsicherung ist besonders bei Anwendung von Sprengverfahren oft besonders gross, da die Stosswellen die dabei entstehen, in der Umgebung spür- und hörbar sind.

Im Baselbiet hatten wir den Auftrag für den Bau eines Strassentunnels durch den Chienberg. Er lag im Eingangsbereich direkt unter einem beschaulichen Dorf. Der Abstand zwischen Tunnel und Häusern betrug circa 40 m. Der Untergrund besteht dort auf ganzer Länge aus massivem hartem Felsen.

In einem der Gebäude dort wohnte eine Dame, die einmal in Kalifornien in einem Hochhaus ein stärkeres Erdbeben erlebt hatte. Das Gebäude war dabei kräftig durchgeschüttelt worden. Dieses Erlebnis haftete ihr natürlich seither an. Unsere Sprengungen bereiteten ihr grosses Unbehagen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich sie in Begleitung des Poliers bei einem Besuch zu beruhigen versuchte. Wir versicherten ihr, das Sprengen stelle keine Gefahr dar. Wir sagten ihr zu, sie jeweils kurz vor dem Zünden der Ladung zu benachrichtigen, damit sie sich auf die Erschütterung einstellen konnte.

An einem Tag ein paar Monate später begutachteten wir im Tunnel weit hinter der Tunnelbrust, an der gesprengt wurde, eine neu angelieferte Maschine, die sich beim Abtragen des Felsens am Boden des Tunnels recht schwer tat. Das Gestein war hier besonders widerspenstig, zäh und hart.

Ich werde es wohl nie vergessen, als mich am nächsten Morgen der Verantwortliche vor Ort aufgeregt alarmierte. Der Tunnel war in der Nacht gerade an jener Stelle eingestürzt, an der wir tags zuvor über eine Stunde lang das neue Gerät begutachtet hatten. An der Oberfläche ungefähr 150 m nach dem bewohnten Bereich des Dorfes entfernt, hatte sich in einer Wiese ein riesiger Krater gebildet, dessen Inhalt den Tunnel verschüttete. 

Es kamen dabei zum Glück keine Personen zu Schaden. Die Reparatur des Loches kostete den Bauherrn, der für die Geologie verantwortlich zeichnet, jedoch einen  sehr hohen Betrag.

Wenn ich nach über einem Vierteljahrhundert an diese Geschichte denke, schäme ich mich noch immer ein wenig, mit welcher Inbrunst der Überzeugung wir die Nachbarin damals beruhigt hatten. Es handelte es sich beim unerwarteten Einsturz zwar nicht um ein Unglück, das durch Sprengen verursacht worden war. Die Dame war jedoch sicher um ein weiteres Trauma reicher. 

Nichts ist so unsicher wie die Sicherheit.

​11/2025 @​

 

Wenn wir in der Presse darüber lesen oder hören, dass wieder einmal ältere Menschen auf den Enkeltrick hereingefallen sind, schütteln wir den Kopf. Wie kann man nur so blöd sein, so offensichtlichen Betrügereien auf den Leim zu gehen. Die Falle schnappte bei mir jedoch in einem Alter zu, da hatte ich weder Enkel geschweige denn ein Kind.

Meine Asienreise 1990 begann im thailändischen Moloch Bangkok. Im Reiseführer wurde gewarnt, man solle nicht versuchen, diese Stadt zu Fuss zu erobern. Das würde wegen der immensen Entfernungen nicht gelingen. 

Ich machte mich trotzdem auf Schusters Rappen auf den Weg. Die Luft der Tuk-Tuks, derer Motoren eine Mischung aus Kokosöl verbrannten, war echt abgasschwanger. Ein unübersichtliches Gewimmel von Menschen und Fahrzeugen gepaart mit Verkehrslärm und tropischer Hitze. Schon nach kurzer Zeit klebte mein T-Shirt an mir. Ein Thailänder sprach mich an. Nach nettem Smalltalk erzählte er mir, dass es heute die Möglichkeit gäbe, zu günstigen Preisen Edelsteine zu erwerben. Ich ging nicht darauf ein. Auf meiner weiteren Erkundungstour, machte ich Fotos und erkundete die belebten Strassen. Später wurde ich erneut auf den Edelsteindiscount angesprochen und ich liess mich darauf ein, mir den Ort zeigen zu lassen. Schauen kostet ja nichts. Das Gebäude war nicht sehr repräsentativ und wir stiegen über eine steile Treppe in die erste Etage hinauf, wo schon einige Kunden an einer langen Theke in einem eher schäbigen Raum sassen und von Angestellten bedient wurden. Ein Verkäufer zeigte mir mehrere sogenannte Sets bestehend aus jeweils fünf Saphiren, die mir alle nicht wirklich gefielen. Ich fragte ihn nach seinem wertvollsten Set und er verschwand nach hinten, um es zu holen. Das waren dann ganz wunderbare blaue Steine, die mir sofort gefielen. Ich sagte meinem Gegenüber noch, dass ich nicht einmal Glas von Echtem unterscheiden könnte und von Schmuck gar keine Ahnung hätte. Ich weiss nicht welcher Teufel mich geritten hatte, als ich für die vermeintlichen Saphire mit der Kreditkarte 10.000 U$ bezahlte. Ich hatte noch nie vorher in meinem Leben so schnell und unüberlegt soviel Geld ausgegeben. 

Den Rest meiner langen Reise haderte ich immer wieder mit meinem unvernünftigen Kauf.  Wie kann man nur so dumm sein. 

Zurück zu Hause läutete ich in Zürich an einem kleinen Juweliergeschäft am Limmatquai. Ich zeigte dem Inhaber meine Steine, die er mit seiner Juwelierlupe betrachtete und sofort bemerkte: „Die waren schon einmal gefasst“. Hehlerware? Jeder dieser blauen Edelsteine habe einen Wert von rund 5000 Fr., was mich wirklich sehr beruhigte. 

Ich trug fortan die Steinchen in Papier eingewickelt in meiner kleinen Jeanshosentasche mit mir herum und holte sie bei Gelegenheit hervor, um in Gesellschaft etwas stolz über meinen etwas verrückten Handel zu erzählen.

Die Saphire gerieten dann irgendwann in Vergessenheit. Als ich nach einiger Zeit einmal das Flusensieb meiner Waschmaschine entleerte, fand ich die 21.7 Karat wieder. Sie waren offensichtlich beim Waschen meiner Jeans dort vom Sieb aufgefangen worden.

Die Unbedarften haben oft das meiste Glück, doch sind die, die kein Glück haben, zumeist auch zusätzlich auch noch unbedarft.

​11/2025 @​

 

Es gibt Songtexte, die einem bleiben. Vor allem wenn diese krassen Szenen das wiedergeben, in das man einmal selbstverschuldet geraten war. Mein Reiseführer von Nord-Sumatra berichtete Anfang 1990, es sei nicht bekannt, ob es zwischen Banda Aceh an der Nordspitze der Insel und Tapak Tuan an der Westküste entlang des Indischen Ozeans eine durchgehende Strasse gibt. An dieser circa 450 km langen Küstenregion hatte dann der katastrophale Tsunami vom Jahr 2004 mit besonders hohen Flutwellen und Opferzahlen getobt. 

Es ist spannend, Regionen zu bereisen, in denen es überhaupt keine touristische Infrastruktur gibt. Zu Beginn der Reiseetappe machten wir einen Halt an einem schmalen idyllischen Sandstrand. Vor uns das gewaltige Meer mit starker Brandung, hinter uns der dichte fast undurchdringliche, unberührte Dschungel. Diese geballte Naturszenerie rief ein unbeschreiblich befremdliches unbehagliches Gefühl in mir hervor. Die Fahrt war recht beschwerlich, die Strasse schmal und mit Schlaglöchern übersät. Es ging daher sehr gemächlich im ersten und zweiten Gang voran. Wir benötigten für diese Strecke zwei ganze Reisetage. Übernachtet wurde in kargen Gästehäusern, die man erst in den kleinen Ortschaften erfragen musste. Überall freundliche, neugierige und hilfsbereite Begegnungen.

Von Tapak Tuan ging dann später die Reise weiter - vorbei am riesigen und sehr tiefen Vulkansee Toba - mit Ziel ins 400 km entfernte Sibolga. Der Tobasee mit seinen idyllischen Batak-Dörfern liegt auf knapp 1000 m Höhe. D.h. man musste zuerst über sehr prekäre Wege den Anstieg dort hinauf überwinden. Diese Route hatte es wirklich in sich. Die ganze Etappe in einem Tag zu reisen, würde ich heute wirklich nicht mehr so entscheiden. Beim Wiederabstieg auf Meereshöhe kam dann erschwerend ein Tropensturm mit starken Regenfällen dazu. Eine wirklich grenzwertige Reise entlang von Abgründen, über primitive Brücken gebaut aus groben Holzstämmen und der Fahrweg oft gleichzeitig ein Bachbett. Das Gebläse des alten Toyota-Geländewagens konnte den Kampf gegen die angelaufenen Scheiben nicht gewinnen. Die knarzenden Scheibenwischer waren wirklich keine grosse Hilfe. Ein Horrortrip. In der Hafenstadt Sibolga unten am Meer angekommen fiel ich tot aufs Nachtlager. Dies war die einzige Nacht in meinem Leben, in der ich in nüchternen Zustand mit angezogenen Schuhen im Bett schlief.

Am nächsten Tag suchte ich im Hafen mit dem Wörterbuch das Gespräch mit Chauffeuren, um diese furchtbare Strecke nicht nochmals zurücklegen zu müssen. Ich fragte nach einer Route, die unten entlang der Küste zurück nach Tapak Tuan verlaufen müsste. Sie verneinten dies und ich - wie ist halt meine Art ist - insistierte weiter. Sie wollten wohl nicht, dass ich mein Gesicht verliere, und sagten mir, es gebe da einen Weg. Also fuhren wir an der Küste entlang, zuerst auf gut befestigten Strassen, die aus der Stadt führten. Dann wurden sie schmäler und im ländlicheren Gebiet lagen sie dann ohne Asphalt vor uns. Dann ging's Berg an in den Wald und die Fahrbahn wurde mehr und mehr zum Waldweg mit tiefen Furchen, die das Wasser ableiteten. Das war ein schmieriger, schwieriger, lehmiger Untergrund. Es ging trotzdem mit dem Vierradantrieb voran und dann kam plötzlich die Stelle mitten im Urwald, wo die Karre in einem grösseren Schlammloch stecken blieb. Keine Chance hier herauszukommen, der Schlamm reichte bis zur Fahrzeugtüre. 

Meine ersten Gedanken hier in der Einsamkeit waren nicht sehr innovativ. Auto aufgeben und zu Fuss mit dem Rucksack weiterreisen? Ich watete durch das Schlammloch zurück auf den Weg. Vor einer Weile hatte ich im Urwald so etwas wie eine Hütte am Wegrand gesehen. Dorthin wanderte ich zurück und fand einen Mann, der dort sass. Ich fragte ihn, ob er mir helfen könne, was er verneinte. Vor der Hütte stand eine Schaufel, die ich mir auslieh und mich auf den Weg zurück zum Schlammloch machte. Nach und nach kamen jetzt plötzlich hinter mir an die zehn Männer aus dem Busch und folgten mir. Zunächst beobachteten sie mich, wie ich mit der Schaufel einen Graben zur Ableitung des Schlamms schaufelte. Dann legten sie Hand an, legten Äste und Holz unter die Räder und wir zogen dann gemeinsam den Karren aus dem Dreck. Mich beschämt noch heute die selbstlose Hilfsbereitschaft dieser einfachen Menschen.

Total verdreckt wuschen wir uns in einem wilden Dschungelbach. Dann nahmen wir wieder den Weg über die Bergroute, über den wir gekommen waren bei schönstem Wetter via Tobasee zurück. Bei Licht betrachtet waren die Abgründe noch viel tiefer, jedoch fehlte ihnen der Schrecken des Unwetters.

Wenn ich heute im Internet den Routenplaner dieser Gegend erforsche, sehe ich das es hier offensichtlich eine neu gebaute Küstenstrasse gibt.

Der grösste Wettbewerb im Leben ist immer die Herausforderung mit sich selbst.

​11/2025 @​

 

Wenn alte Kollegen nach einem Vierteljahrhundert zusammenkommen und vergangene Zeiten hochleben lassen, ergibt sich ein wunderbares emotionales Feuerwerk. Die damals vorhandenen grossen Herausforderungen, die zu bewältigen waren, sind dann in den Hintergrund getreten. Das Positive und das gemeinsam Erreichte stehen unausgesprochen im Vordergrund. Der Bau eines anspruchsvollen Tunnels schmiedet Menschen zusammen. Die enge intensive gemeinsame Anstrengung gleicht dem Leben in einem U-Boot.

Die damalige Krönung der Zusammenarbeit war eine einwöchige Reise, die Peter und seine Frau Eva für uns zum Projektabschluss organisiert hatten. Das Reiseziel war uns am Treffpunkt am Bahnhof in Basel noch völlig unbekannt. 

Es ging mit dem ICE nach Deutschland ins Ruhrgebiet, wo wir in verschiedenen Städten gemeinsam etliche Highlights geniessen durften. Die Abende wurden lang. Die verbrachten wir - wie eben auch bei der heutigen Zusammenkunft - im Schwelgen vom gemeinsam Erlebten und auch in Privatem. Beats und meine leidenschaftliche Liebe zu Kino und Film kamen nicht zu kurz. Wir erzählten bei geistigen Getränken von Lieblingsfilmen und Filmszenen. Mein Beitrag dazu in später Stunde war eine krasse Szene aus dem U-Boot-Film ‚Das Boot‘, in der bei einem wüsten Gelage ein total betrunkener Protagonist fürchterlich kotzen musste. 

In Bochum, wo wir gemeinsam den Folgetag verbrachten, landeten wir dann abends in einem weiteren Hotel und hatten es wieder sehr lustig. Die Kollegen mit Frauen sassen bereits im Restaurant am Tisch, als ich als letzter dazu stiess. Die Kollegen nahmen mich wieder einmal nicht richtig ernst, als ich zum Besten gab, dass der Schauspieler aus der Kotzszene, von der ich am Vortag erzählt hatte, mir gerade im Lift begegnet sei. Er käme dann später zu uns in die Runde. Gelächter, Sprüche und danach ein grosses Erstaunen als dann wirklich ‚Otto Sanders‘ leibhaftig bei uns am Tisch stand und mit uns den feucht-fröhlichen Abend verbrachte. Er hatte gerade ein Engagement am hiesigen Theater, wo ‚Der Hauptmann von Köpenick‘ von ‚Carl Zuckmayer‘ gegeben wurde. 

Auf den Zufall bauen ist Torheit, den Zufall benutzen ist Klugheit.

​11/2025 @​

 

Wie kommt es zu Entscheidungen? Informationen, Intuition, Zufälle oder alles zusammen? Dass Ernst Ludwig Kirchner berühmt war und ein von den Nazis verfemter Künstler, war mir ein Begriff gewesen; sonst nicht viel mehr. Erst ein Beitrag im SRF weckte meine Neugierde am Maler und den Entschluss zum Besuch des Berner Kunstmuseums mit der Retrospektive ‚Kirchner x Kirchner‘. 

Auch vom schönen Safiental hatte ich bis zur Ausstellung noch nie etwas gehört. Ein farbgewaltiges, kraftvolles expressionistisches Gemälde mit den dominierenden Herbstfarben der Lärchen eben dort entstanden, hat uns dann Wochen später bewogen, spontan einen Ausflug in dieses wunderbare Tal zu unternehmen. 

Wir erkundeten die gesamte Länge des Tals mit dem Auto und entschieden uns dann zu einer Wanderung. Vom Dorfplatz in ‚Valendas‘ aus marschierten wir dann hinunter zur Rheinschlucht und später wieder hinauf ins idyllische Dorf. Zufällig machte ich auch ein Foto vom Brunnen vor dem 'Gasthaus am Brunnen’. Ein wunderbarer Herbsttag!

Zurück zuhause sah ich dann tags darauf in der NZZ durch Zufall, dass diese Bündner Ortschaft ‚Valendas‘ als eines der besten Tourismusdörfer weltweit ausgezeichnet wurde. Es gilt nun als «Best Tourism Village». 

Meine zufällige Aufnahme zeigt unverhofft den grössten Holzbrunnen Europas.

​Nun musste ich heute überrascht feststellen, dass Kirchner gar nicht im ‚Safiental‘ gemalt hatte. Ich hatte - warum auch immer  - dieses Tal mit dem wirklichen Tatort ‚Sertigtal’ verwechselt. Welch ein Glücksfall! Nun kann dort ein neues Abenteuer beginnen.

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​10/2025 @​

 

Jeder denkt von sich, dass er sich nicht gegen seine Entschlusskraft irgendwo etwas andrehen lässt. Schon gar nicht in einem afrikanischen Basar. Dazu hat man so seine Strategien und einen starken Willen. Brauchst du das wirklich? Ist dies das Geld wert? Hast du überhaupt das Budget? 

Meine erste Urlaubsreise nach dem Studium machte ich 1980 mit meinem ersten kleinen Geschäftswagen einem VW Polo nach Afrika. Vom Bodensee aus ging die Reise via Frankreich, Spanien und danach mit der Fähre nach Ceuta in Marokko. Das Budget war damals beschränkt, jede zweite Nacht wurde deswegen im Auto verbracht. 

Die erste Station der Reise war Rabat. Obwohl damals der Massentourismus noch nicht in der heutigen Form Einzug gehalten hatte, lauerten an allen Ecken eine Masse von lokalen Stadtführern, die gegen ein Entgelt die Stadt zeigen wollte. Der Versuch ohne Führer durch die Stadt zu schlendern, scheiterte an der Aufdringlichkeit dieser jungen Männer. Also blieb nichts anderes übrig und ich engagierte einen jungen Marokkaner. Er zeigt mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt und führte uns nebenbei in Geschäfte, die vermutlich seiner Verwandtschaft gehörten oder mit denen er eine Vereinbarung hatte. So verbrachten wir den Tag mit Attraktionen und bestimmten Geschäften. An Souvenirs hatte ich ohnehin kein Interesse und die Textilien gefielen mir nicht. Zu guter Letzt landeten wir in einem Teppichladen. Ich brauchte keinen Teppich, was ich auch gleich bekannt gab. Der Händler sagte ich solle mich doch entspannen und offerierte mir einen Pfefferminztee. Nach einer Weile der Plauderei fragte er mich, welcher seiner Teppiche mir denn gefallen würde. Ich sagte ihm nochmals, dass ich keinen Teppich kaufen würde. Er insistierte, ich könne ihn ja trotzdem sagen, welcher seiner Teppiche mein Favorit sein würde. Also stand ich auf und zeigte auf einen blauweissen Berberteppich. Er lobte meinen Geschmack und nannte mir den Preis. Ich bedanke mich für den Tee und verabschiede mich. Jetzt wurde er richtig aufdringlich und bot mir einen Preisnachlass an. Meine Wiederholung, ich würde keinen Teppich kaufen, ignorierte er. Das wurde mir jetzt wirklich lästig und ich überlegte, wie ich den Laden verlassen könnte, ohne unhöflich zu werden. Also nannte ich ihm einen absolut unrealistisch tiefen Preis, für den ich den Teppich nehmen würde. Der Ladeninhaber verwarf die Hände und war natürlich damit nicht einverstanden. Nachdem ich den Laden noch zwei dreimal verlassen hatte, willigte er in meinen tiefen vorgeschlagen Kaufpreis ein. Jetzt sass ich in der Falle und musste den Teppich nehmen, um nicht mein Gesicht zu verlieren. Er erklärte mich zum härtesten Verhandler, den er je in seinem Basar gehabt habe. Kunststück! Die Amerikaner sagte er, würden dagegen jeden Preis akzeptieren.

Ich besitze diesen Teppich noch heute und freue mich jedes Mal, wenn ich über ihn laufe und mir dieser Teppichhandel in den Sinn kommt. 

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​10/2025 @​

 

ANGST

Reisen bildet, sagt man. Ob das wirklich so ist, weiss man erst immer nach einer Reise. Einen richtigen Plan hatte ich nicht, nur ein Ziel in Indonesien: ‚Nordsumatra‘. Flugtickets, Impfungen, Diafilme, einen alternativen Reiseführer und eine Freundin als Reisebegleiterin. Ich hatte ein noch fast ein Jahr altes Ticket, von meinem verpassten Flug im letzten Jahr von Zürich via Kuala Lumpur nach Medan.

Es war im Jahr 1992 nicht leicht in Medan der Hauptstadt von Sumatra einen Geländewagen ohne Fahrer gemietet zu bekommen. Wir benötigten drei Tage dazu, um den etwas klapprigen Toyota-Alllrader zu finden. Die Fahrt führte dann rund 600 km an die Nordspitze der Insel. Dort im Hafen Malahayati in Aceh Besar checkten wir auf der Fähre KMP Gurita zur Überfahrt auf die kleine Insel Pulau Weh ein. Der Frachtraum dieses kleinen Schiffes war bei unserer Ankunft mit Zementsäcken gefühlt. Es war nur noch gerade Platz für unser Fahrzeug. Die Fahrt für eine Strecke von 20 km sollte zwei Stunden dauern. Nach dem Einladen des Fahrzeugs verliess ich das Schiff über die Laderampe. Die Passagiere mussten über einen separaten Steg auf die Fähre gehen. Beim Aufsteigen aufs obere Deck sahen wir erst, auf welchem Seelenverkäufer wir gelandet waren. Der viele Rost war nicht einmal mit Farbe kaschiert worden. Durch die korrodierten Böden konnte man aufs untere Deck sehen. Das Einzige, was etwas Vertrauen einflösste, waren die vielen Einheimischen, die zustiegen. Ich nahm an, die kannten dieses Fahrzeug. Wir legten ab und die Fahrt ging los. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Wind das Schiff etwas in Schräglage brachte. Der Motor kämpfte mit lautem Stampfen gegen die See an. Während der Überfahrt überlegte ich ständig in welche Richtung ich am besten bei einer Havarie schwimmen sollte und ob das Meer hier von hungrigen Haien bevölkert war. Man liest doch ab und zu in der Zeitung, dass wieder eine Fähre irgendwo in der Welt gesunken ist. Wir kamen jedoch heil auf Weh an und die paradiesischen Sandstrände entschädigten uns für die durchlittenen Ängste. 

Als wir nach ein paar Tagen die Rückreise antreten wollten, lag die Fähre Baujahr 1970 zur Reparatur im Hafen. Ich vermutete, dass diese Fähre nur für Binnengewässer und nicht das offene Meer gebaut worden war. Es gab jedoch keine Alternative, wir mussten warten. Die Rückreise gestaltete sich nicht weniger vertrauensunwürdig. Wir haben auch diese dann zum Glück überlebt. 

Vier Jahre später konnte ich vom Untergang der Fähre KMP Gurita in der Neuen Züricher Zeitung lesen. Das für 210 Personen zugelassene Schiff ist mit 378 Menschen an Bord im Meer kurz vor dem Zielhafen bei völliger Dunkelheit versunken. Verschlimmert wurde die Situation durch eine Ladung von 50 t Gütern bei einem Eigengewicht des Kahns von nur knapp 200 t. Nur 40 Personen überlebten das Desaster. 

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​10/2025 @

 

GUNUNG: „BERG“, AGUNG: „GROSSARTIG“

Als Abschluss meiner Asientour im Jahr 1991, bei der ich die 2000 km lange Ostküste Thailands und Malaysias bis nach Singapur bereist hatte, machte ich noch einen Abstecher nach Bali. Der Osten der Insel war damals noch weitgehend vom Massentourismus verschont. Ziel meiner Begierde war neben dem friedlichen Paradies am indischen Ozean der  3142 m hohe Vulkan Gunung Agung, bei dessen Ausbruch im Jahr 1963 fast 1.600 Menschen  ums Leben kamen und der den Balinesen als heiliger Berg gilt.

Nach mehreren Tagen Entspannung am Meer eichte ich am Abend meinen hochpräzisen Dosenbarometer zur Höhenbestimmung auf Meereshöhe für meine geplante Nachtbesteigung des Vulkankegels. Ich wollte vom Gipfel aus den Sonnenaufgang erleben und natürlich fotografieren. 

Im Reiseführer war die Strassenzufahrt zum Einstieg auf ca. 1400 m gut beschrieben. Mein Höhenmesser zeigte dort jedoch nicht die angegebene Meereshöhe an. Na ja, die Reiseführer wissen eben auch nicht alles. Ich hatte als Ausrüstung nur Bergschuhe, Wasser, Kamera und eine Jeansjacke dabei und lief im Schein meiner Stirnlampe bergan zuerst durch waldiges Gelände. Nach circa einer Stunde liess die Vegetation nach, dann war sie völlig weg. Es gab keinen Weg. Ich stieg über Geröllhalden und Felsrippen aufwärts. Ich schwitzte, mein T-Shirt war klitschnass und ich hatte das Zeitgefühl verloren. Kleine Trinkpausen und weiter ging’s nach oben, jedoch nun mit leichter Felskletterei. Ich hatte kurz die Stirnlampe gelöscht und erkannte oben vage die Silhouette eines Grates. Dort wollte ich eine längere Rast einlegen und herausfinden, wie weit es noch zum Gipfel war. Also kletterte ich dorthin und war sehr überrascht. Der Grat war bereits der steile Kraterrand des Vulkans. Ich hatte mein Ziel schon erreicht und es war stockdunkel und etwas windig. Da blieb nichts anderes übrig, als auf den Morgen zu warten. Es dauerte lange, bis es langsam tagte und die Umgebung sichtbar wurde. Der schroffe runde Kamm des Feuerberges zeigte nun seinen Durchmesser von rund 500 m und die Tiefe von 200m. Ich fror in meinem Jeansjäckchen und war froh, dass es nun hell wurde.

Sonnenaufgang gab es leider keinen. Ein Dunstschleier machte sich über dem Meer breit. Auch konnte ich nicht fotografieren, der starke Temperaturwechsel hatte den Kameraakku an seine Grenze gebracht und den Spiegel hochklappen lassen. Beim Abstieg sah ich die gefährlichen Abgründe des heiligen Bergs, aus denen mich niemand gerettet hätte. Hier auf Balis höchstem Berg, wäre ich von niemandem vermisst worden.

Mein mangelndes Know-how bezüglich des Dosenbarometers ist mir heute noch etwas peinlich. Ich hätte doch als Ingenieur wissen müssen, dass der extreme Temperaturunterschied zwischen den Verhältnissen am Meer und oben am Berg mein teures Gerät zu einer völlig falschen Anzeige bewegte. Wenn ich nächstes Mal auf diesen Vulkan steige, werde ich einen zweiten Kameraakku und eine warme Jacke mitnehmen. 

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​10/2025 @​

 

DIE ÄLTESTE FRAU AUS DEM DORF

Als mich der ältere Urner Kollege vom Brückenbau 1994 fragte, ob ich Lust auf eine mehrwöchige Beratung für ein Projekt in Indonesien hätte, musste ich nicht sehr lange überlegen. Mein aktuelles Projekt in Basel hatte es sich etwas verzögert, deshalb hatte ich Luft für ein Abenteuer in einer fremden mir unbekannten Welt. 

Ich spreche natürlich kein Indonesisch und mein Englisch ist gelinde gesagt recht holprig. Wie die, die mich kennen, wissen, bin ich als Widder ein recht direkter Mensch und habe Diplomatiekurse nicht so oft belegt. Als Tunnelbauer benötigt man ohnehin eine gewisse Robustheit im Umgang. Über kulturelle Unterschiede zu Südostasien hatte ich überhaupt keine Gedanken verschwendet.

Meine Aufgabe sollte darin bestehen, unserer Indonesischen Partnerfirma Hilfestellung für einen problematischen Stollenvortrieb zu leisten, d.h. diesen zu beschleunigen. Die Formalitäten dazu waren schnell und unkompliziert geregelt. Ich stelle mein Know-how und die lokale Firma den Transport und die Unterkunft für mich zur Verfügung. Nur wenige Tage danach sass ich im Flugzeug von Zürich nach Jakarta und landete schlussendlich in Yogyakarta, wo ich von einer Delegation abgeholt wurde. Wir fuhren im Geländewagen eine gefühlte Ewigkeit über kleine Nebenstrassen an grossen Vulkanen vorbei zum Projekt am Tulis River. 

Der mehrere Kilometer lange kleine, fallende Stollen hatte die Aufgabe, das Wasser des Flusses Tulis dem noch zu bauenden Wasserkraftwerk zuzuleiten. Die Verhältnisse auf der Baustelle empfand ich als Mitteleuropäer sehr eindrücklich. Da der Lohnanteil der Herstellkosten hier nur einen Bruchteil der Gesamtkosten ausmachte, bevölkerten Hundertschaften von Männern in Helmen die Baustelle. Offensichtlich gab es hier auch im Vulkangebiet gefährliche giftige Gase unter Tag; nach einer Sprengung hatte es einmal mehrere Tage gebrannt. Vieler solcher unglaublicher Gegebenheiten wartenten auf die mich.

Um hier etwas bewegen zu können, würde ich viel Zeit benötigen. Mein Hotel lag Stunden vom Projekt entfernt. Mein hartnäckiges Ansinnen vor Ort in einem kleinen Dorf zu übernachten war erfolgreich. Eine Bude ohne Fenster mit einer Glühbirne. Ich wusch mich draussen am Dorfbrunnen, wo sich auch die öffentliche Toilette befand. Trotz der ärmlichen Verhältnisse, empfand ich es dort irgendwie idyllisch. Ich stand natürlich unter Beobachtung der stets lächelnden Dorfbewohner.

Zur Analyse des Projekts hielt ich mich zuerst mehrere Tage im Stollen auf und kam nur für die Mahlzeiten nach draussen. Die einzelnen Arbeitsschritte der Gesamttätigkeit liefen für die vorhandenen Möglichkeiten gar nicht einmal so schlecht ab. Jedoch sah ich nie eine Führungsperson, die Anweisungen gab und die eine übergeordnete Struktur hätte organisieren können. Vielleicht war es im Tunnel zu schmutzig? Bei uns gibt es markante Leader mit enormer mehr Autorität, die den Laden vor Ort schmeissen. Also ging ich zum Projektleiter ins Büro und sagte ihm, ich hätte folgende Entscheidung getroffen. Er müsse sofort den Tunnelchef entlassen und die älteste Frau aus dem Dorf mit der Führung der Mannschaften beauftragen. Der junge Manager war offensichtlich schockiert und wurde bleich. Er betrachtete meine Aussage als einen Befehl, dem er umgehend Folge zu leisten habe. Er war dann sehr erleichtert, als ich ihm die Hintergründe meiner Aussage erklärte. Wir verbesserten gemeinsam die Führungsstruktur und erreichten eine markante Steigerung der Vortriebsleistung. 

Ich denke sehr gerne an die spannende Zeit in Java und die freundlichen zurückhaltenden Menschen zurück. Mit meinem Wissensvorsprung und der freundlichen und neugierigen Einstellung der asiatischen Kollegen könnte man sehr viel bewegen. Der indonesische Firmenchef sagte zum Abschied zu meiner Überraschung, Mr. Hieke you are a real Tiger.

​9/2025 @​

 

WEICHEI

Die Tunnelbauer sind im Allgemeinen harte Kerle. Als ich damals den Bau des Tunnels vor der Burg Weibertreu bei Heilbronn leitete, war das eine fast reine Männergesellschaft. Entsprechend waren die Umgangsformen und keiner gab sich eine weiche Blösse. Eben Männer.

Ich war am Morgen gerade mit dem Vortriebspolier zum Magazin unterwegs, während wir das Tagesprogramm besprachen. Er benötigte von dort einen Druckluftschlauch. Dieser lag ganz oben im Regal. Weil ich der Jüngere war, kletterte ich das massive Gestell nach oben und zog an dem schweren Schlauch. Mit der linken Hand musste ich mich dabei am zweitobersten Regalbrett festhalten, mit der rechten zog ich mit aller Kraft, um das unhandliche Teil zu bewegen. Die Schlauchrolle geriet dann endlich ins Rutschen und fiel der Schwerkraft folgend abwärts. Dabei schlug das metallene Verbindungsende des Schlauches schmerzbringend auf die Finger meiner Hand, mit der ich mich festgehalten hatte. Hier war der Film auf einmal abrupt zu Ende.

Auf einem Stuhl in der Polierbude erwachte ich aus einer Ohnmacht, in die ich offensichtlich gefallen war. Umringt von ein paar lachenden Mitarbeitern, die mich wohl vom Magazin hierher getragen hatten. Mein Zeigefinger an der linken Hand pulsierte, der Fingernagel war gespalten und blutete. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Der Elektriker in der Runde sagte, da muss man zum Arzt, der muss den Fingernagel ziehen. Ich erwiderte, Herr Conrad halten Sie bitte den Mund und bringen Sie mir ein Heftpflaster. Das Pflaster wurde gemäss meiner Anweisung über meinen verwundeten Finger geklebt. Mir war es kotzübel und schwindlig vor Schmerz. Ich stieg langsam die lange Treppe zu meinem Büro hinauf und fuhr dann mit dem Auto - im ersten Gang(!) - in meine Unterkunft und legte mich ein paar Stunden hin. An schlafen war jedoch nicht zu denken.

Ich ging natürlich nicht zum Arzt. Das Foltern mit Fingernägeln finde ich noch schlimmer wie das Bohren in gesunde Zähne oder Elektroschocks. Nach ungefähr einem Monat hatte das Pflaster etwa die Farbe meiner Hand. Zum Duschen hatte ich stets einen kleinen Plastikfingerling übergestülpt. Nach sechs Wochen entfernte ich den Fingerschutz. Die Haut darunter war etwas bleich geworden, jedoch der Nagel war grösstenteils nachgewachsen.

Fazit: Der Erfolg heiligt die Mittel. Nach einem Arztbesuch wäre es mit der Heilung auch nicht schneller vorangegangen. Zudem kam danach auch keine teure Arztrechnung.

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​9/2025 @​geil

 

FLÜSSIGKRISTALLE

Zeit ist Geld, sagt man so leicht dahin. Uhren gibt es bekanntermassen in allen Preisklassen, obwohl sie prinzipiell unabhängig von den Anschaffungskosten alle das gleiche liefern, die aktuelle Zeit. Natürlich gibt es da qualitativ immense Unterschiede, jedoch nicht so sehr in der Präzision der Zeitangabe.  

Als ich als armer Student einen Familienbesuch in New York verbrachte, durchstöberte ich in der 42. Strasse einschlägige Geschäfte nach einer speziellen digitalen Armbanduhr, die ich kaufen wollte. Da ich nur über ein beschränktes Budget verfügte, suchte ich dort nach dem günstigsten Angebot, das meinem Anspruch genügte. Das Objekt meiner Begierde verfügte über eine Flüssigkristallanzeige und ein Armband aus Edelstahl mit einer Klemmschliesse. Dies war meine aller erste Armbanduhr. 

Nicht lange nach dem Erwerb auf einer Tour durch Manhattan, musste ich auf die Toilette. Solche Orte sind auf aller Welt selten ein appetitliches Highlight, so eben auch nicht am Big Apple. Noch vor Erledigung meines dringenden Geschäftes öffnete sich plötzlich aus unergründlicher Ursache der Armbandverschluss und mein Zeitmesser tauchte in die Kloschüssel ab. In Sekundenschnelle entschied ich mich, mit meiner nackten, sauberen Hand reflexartig in dieses wenig einladende Klobecken zu greifen und die Uhr vor dem Ertrinken zu retten. Gesagt getan! Danach putzte und trocknete ich zuerst die Uhr gründlich, danach immer wieder meine Hand, die irgendwie für die nächsten Tage nicht mehr zu mir gehörte.

Die Rettung der Uhr war nur vorübergehend. Aus der rechten unteren Ecke der Anzeige kroch langsam aber stetig blaue Farbe über das Display. Anfangs verschwand die linke Ziffer der Stundenanzeige, danach beide Ziffern und zuletzt die Minuten.

Ich frage mich noch heute, ob dies mit dem WC—Abtauchen in Verbindung stand oder einfach lausige Qualität war.

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​9/2025 @​

 

FEGEFEUER

Dem wirklichen Paradies ist man sehr oft viel näher, als es wünschenswert ist. Es geschieht jeder Zeit etwas Unerwartetes; deshalb ist das Leben so interessant und spannend. Reisen in ferne, unbekannte Regionen haben stets unerwartete Abenteuer und Herausforderungen auf Lager. Deren Bewältigung einem ewig in den Knochen stecken bleiben.

1995 unternahm ich eine Individualreise in Mittelamerika nach Costa Rica. Mein damaliger Alltagsstress hatte dafür nur eine sehr geringe Vorbereitung ermöglicht. Das war ein alternativer Reiseführer, die Buchung eines Fluges und eines Geländewagens. Die „reiche Küste“ bietet eine unglaubliche Vielfalt von Landschaften, naturbelassenen Stränden an denen Schildkröten Ihre Eier ablegen, Vulkane, Paradiesvögel und Reptilien. Der nationale Überbegriff dafür: Pura Vida! Nach einer Woche Erkundungstour strandete ich an der Pazifikküste in Nosara einem damals unbedeutenden, idyllischen und fast unberührten Paradies. Ich verbrachte dort eine Woche in der Rancho Suizo, die von einem ausgewanderten Schweizer Paar geführt wurde. Der herrliche Strand mit Muschelsand war eingerahmt von schroffen Felsen, an denen sich die Brandung mit ihren grossen Wellen abarbeitete. Darüber jagten Fregattvögel im Flug Pelikanen die frisch erbeuteten Fische ab. 

An einem Abend lud mich der Wirt zu einem Barbesuch im kleinen Ort ein, wohin wir uns mit seinem Pick-up begaben. An der Bar stehend und plaudernd wurde René plötzlich von zwei Männern umringt, die offensichtlich keine freundlichen Absichten hatten. Um was es ging, hatte ich nicht verstanden, da spanisch gesprochen wurde. In einem Moment, wo sie von ihm abliessen, steckte er mir den Autoschlüssel zu. Ich sollte so tun, wie wenn ich auf das WC ginge und dann den Pick-up starten und zur Abfahrt bereit machen. Das tat ich und wartete mit laufendem Motor vor der Bar. Er kam angerannt, sprang auf die Ladefläche und wir rasten los. Hinter uns wurde geschossen. Das war sehr knapp, aber wir kamen unbeschadet davon. Das hätte sicher ganz anders ausgehen können.

Ich fuhr dann zur Ablenkung für ein paar Tage hoch in die Berge zum Arenal einem der aktivsten und jüngsten Vulkane des Landes und einer der aktivsten der Welt. Nach zwei spannenden Tagen dort oben hatte ich grosse Sehnsucht nach dem Meer. Für die Rückreise von über 200 km meist über Naturpisten benötigte ich länger als einen halben Tag und kam erst bei Dunkelheit an. Sehr schnell war ich an der Playa Pelada und sprang in die Brandung. Herrlich! Plötzlich realisierte ich, dass mich die Strömung vom Strand wegzog. Ich bin kein sehr guter Schwimmer und geriet in Panik, obwohl ich wusste, dass es wichtig war Ruhe zu bewahren. Nach jedem anschwimmen Richtung Strand zog mich die Welle wieder vom Ufer weg. Links und rechts drohten die schroffen und gefährlichen Klippen, in die ich nicht geraten durfte. Ich kämpfte mit allen meinen Kräften gegen die erbarmungslose Natur, bis ich endlich Sand unter den Füßen spürte. Ich lag sehr lange keuchend am Strand. 

Niemand hätte mich in der dunklen Einsamkeit gesucht oder vermisst. Ich wäre lautlos für immer im Paradies am Pazifik verschwunden.​

 

 

​9/2025 @​

 

GROSSPROJEKTE

Es war der 15. Juli 1997. Ich sass am grossen Tisch im Sitzungszimmer eines renommierten Ingenieurbüros in Basel und stellte meine Ideen und Kalkulationen für die dritte Röhre des Belchentunnels vor. Wie lange dauert der Bau einer dritten Autobahnröhre und was kostet diese? Für diese Fragen hatte ich in ein paar Wochen Antworten erarbeitet und stellte diese heute vor. Kosten von einer halben Milliarde Franken für eine 3 km lange Röhre durch den Belchen zwischen den Kantonen Solothurn und Baselland und eine Bauzeit von 7 Jahren. Von den Zahlen her ein ganz schöner Brocken, Jedoch für mich kein Hexenwerk. Wie der Bäcker sein Brot bäckt oder der Schmied das Metall bearbeitet, machte ich einfach meinen Job. 

Natürlich nahm damals das Mobiltelefon nicht den Stellenwert es heute hat. Das lag nicht neben mir auf dem Tisch, sondern im Auto und war ausgeschaltet. Nach der längeren Präsentation meiner Arbeit setzte ich mich  selbstzufrieden ins Fahrzeug und schalte das Handy an. Etliche Anrufe in Abwesenheit. Meine Frau und das Firmensekretariat hatten mich offensichtlich sehr intensiv gesucht. 

Also rief ich natürlich zuerst meine Frau in Konstanz an, die schwanger einen Frauenarztinentermin wahr nahm. Sie war sehr emotional und fast aufgelöst. Man hatte bei der Untersuchung festgestellt, dass manchmal die Herztöne unseres Ungeborenen aussetzten. Sie war nach draussen für einen Spaziergang geschickt worden. Es sollte später noch einmal gemessen werden. Ich versuchte sie mit dem Argument zu beruhigen, es könnte doch nichts Gefährliches sein, wenn sie hinaus auf die Strasse geschickt würde. Ich machte mich auf die Socken nach Konstanz, wo wir uns in der Praxis trafen. Die Ärztin mutmasste, dass das Kind wohl mit der Nabelschnur spielte und daher die Aussetzer kamen. Sie riet unmissverständlich zu einem Kaiserschnitt. Es sei sicherer jetzt kontrolliert diesen Schritt zu gehen, wie auf einen allfälligen unkontrollierten Notfall zu warten. Da wir sechs Wochen zu früh waren, fiel uns die Entscheidung nicht leicht. Zuletzt willigte die werdende Mutter unter der Bedingung ein, dass ich bei der OP dabei sein müsse.

Um es gleich zu sagen, ich kann kein Blut sehen. Ich sass wie ein Häufchen Elend in OP-Kleidung  im Operationssaal und wusste nicht, wohin sehen. Zum Glück ging alles sehr schnell. Die Hebamme des Spitals lief mit der blutverschmierten, neugeborenen Helena aus dem Operationssaal und rief mir zu, kommen Sie mit, das ist ihr Kind. In Tücher gewickelt wurde unser Kind in einen Brutkasten gelegt. Ein riesiges Wunder so ein kleiner Winzling. Da meine Frau nach dem Kaiserschnitt erst langsam wieder auf die Beine kam, durfte ich dann in den nächsten Tagen alles das tun, was man so mit einem Baby macht. 

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Das Baby ist heute einen halben Kopf grösser als ich. So eine Geburt, habe ich erleben dürfen, ist ein fantastisches Grossprojekt.

 

 

​9/2025 @​

 

COOL?

Was dein Umfeld über dich wahrnimmt, entspricht nicht unbedingt dem, was wirklich ist. Was die einen als absolut provokativ ansehen, empfinden andere als total cool. Bei beiden handelt es sich oft um krasse Fehleinschätzungen. Es braucht eigentlich nicht viel Menschenkenntnis und Erfahrung, um zu realisieren, was in der Situation wirklich Sache sein könnte. 

Ich war etwa 15 Jahre alt, als man auf dem Gymnasium vom Lehrer gesiezt wurde. Wie heute auch hatte man dort seine Lieblingsfächer, in denen man stark war und andere, wo man einfach durch musste. Latein war nicht mein Favorit. Meine schlechten mündlichen Leistungen machte ich mit den guten schriftlichen Noten wett. Schriftlich war ich nicht wirklich gut, weil ich ein super Lateiner war. Ich hatte jedoch den Vorteil, strategisch denken zu können. Wir durften bei Lateinprüfungen kein Wörterbuch verwenden. Die schwierigen Wörter wurden uns deswegen vom Lehrer vor der Prüfung angegeben. Wir konnten ja nicht alles auswendig wissen. Der Lateinlehrer sagt uns also beispielsweise, wir schreiben in der nächsten Stunde eine Übersetzung aus De bello Gallico von Julius Caesar. Ich teilte also ich meine besten Schulkollegen strategisch ein. Jeder bekam einen Abschnitt des besagten Buches zugeteilt, um nach der angegebenen Wörterhäufung zu suchen. Es war eine immense Fleissarbeit, die entsprechende Stelle im Text rechtzeitig zu finden. Hatten wir diese Stelle erkannt, war es immer noch schwer genug, diese tote Sprache zu übersetzen. Das Fazit dieser Übung waren eben gute schriftlichen Noten.

Im mündlichen kam ich schlecht weg. Als Hausaufgabe sollten wir aus dem Wörterbuch ganze Seiten Vokabeln lernen, was ich ungern tat. Deswegen kam ich im Unterricht dann meistens auch dran. Ich musste aufstehen, wurde abgehört und konnte es nicht. Der Lehrer rastete aus und schrie mich an, Hieke lassen Sie das dreckige grinsen sein. Und ich antwortete, Herr Müller soll ich weinen? Die Klasse grölte, weil sie es cool von mir fand. Herr Müller offensichtlich nicht. Er schlug mir wutentbrannt sein Lateinbuch über den Kopf, wobei alle losen Zettel aus dem Buch um mich herum stoben. 

Ehrlich gesagt, mit 14 Jahren war ich überhaupt nicht cool. Und meine Frage ob ich weinen soll, entsprang einer tiefen jugendlichen Verlegenheit. Ich glaube heute besitze ich diese mir damals angedichtete Gelassenheit überaus.

 

 

​9/2025 @​

 

DIE BERUFUNG

Manchmal wird man berufen, ohne dass man es realisiert. Vor allem wenn man noch jung und dumm ist. Man muss eben solche Erfahrungen sammeln, um etwas klüger zu werden. Ich glaube, ich war im ersten Lehrjahr einer Bauzeichnerlehre, als unser Nachbar der Bürgermeister des kleinen Schwarzwalddorfs, der mit meinem Vater gut befreundet war, uns besuchte. Er kam jedoch heute nicht zu meinem  Vater, sondern zu mir und erzählte, dass der alte Totengräber aus unserem Ort gerade tödlich verunfallt ist. Und nun bestand das Problem darin, dass man den Totengräber nicht ohne Totengräber begraben konnte. Er fragte mich, ob ich das übernehmen würde. Ich sagte leichtsinnigerweise gleich zu. Vielleicht wollte ich ihm ein bisschen imponieren.

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Früher fanden Beerdigung recht kurz nach dem Tod statt, weil so kleine Orte über keine Leichenhalle verfügten und es damals Einäscherung zumindest bei uns noch nicht gab. Ich hatte dafür drei Tage Zeit und weil ich gleichzeitig noch meine Lehrstelle zu absolvieren hatte, musste ich sehr früh am Morgen vor der Arbeit auf den Friedhof und spät am Abend nach dem Abendessen bis in die Nacht wieder dort sein. Ich wusste nur recht grob, was zu tun war. Es hatte mich niemand eingelernt. Der, der alles genau wusste, war ja gestorben. Ich kannte die ungefähren Masse eines Grabes und legte los. Der Friedhof lag weit ausserhalb des Ortes und als Jugendlicher war ich natürlich nicht so mutig, wie ich es  heute bin. Rascheln im Laub, das Schlagen der Kirchenuhr aus der Ferne und andere vielleicht eingebildete Geräusche machten mir ein sehr mulmiges Gefühl. Ich hatte Angst wie der Teufel vor dem Teufel und vor den vielen Toten hier.

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So ein alter Friedhof verfügt nicht über einen gewachsenen Boden, da hier über Generationen immer wieder Gräber ausgehoben und später aufgehoben wurden. Beim Graben stiess man ständig auf alte Knochen, Sargbeschläge und Grabbeilagen. Ich hatte schon eine beachtliche Grabtiefe erreicht. Plötzlich und unerwartet fiel mir die Seitenwand eines alten Sarges des Familiengrabes, neben dem ich grub, vor die Füsse. Fingernägel und Haare von Verstorbenen wachsen nach dem Tod noch weiter. Das sah ich jetzt vor mir, ob ich wollte oder nicht. So schnell ich konnte, verschloss ich die Öffnung wieder und und brachte mein Werk zu Ende. Die Tiefe eines Grabes entsprach etwa meiner damaligen Körpergröße von 1,65 m. Ich benötigte zum Schluss eine Leiter, um aus dem Loch nach oben zu kommen. Wenn ganz selten einmal jemand vorbei kam, hörte ich nur die knirschenden Schritte im Kies ohne jemanden zu sehen. Auch dies war nicht gerade aufmunternd. Ich war froh, als ich endlich die notwendige Tiefe erreicht hatte und legte nur noch die Bretter um das Grab und auch die zwei Querträger, auf die während der Zeremonie der Sarg zu stehen kam.

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Während der Beerdigung hielt ich mich mit meinen schmutzigen Arbeitsklamotten weit im Hintergrund, ich wollte die feierlich gekleideten Trauernden nicht stören. Erst nachdem der Friedhof leer war, ging ich zum Grab, um es zuzuschaufeln. Erst jetzt sah ich, dass der Sarg beim Herunterlassen schräg im Grab im unteren Drittel steckengeblieben war. Ich musste mit einer Axt die Füße des Sarges abschlagen, um die Kiste auf seine richtige Endtiefe zu bringen. Wenn ich daran denke, ist mir das heute noch so peinlich. Vielleicht musste der alte Totengräber dabei ein letztes Mal schmunzeln.

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Meiner Berufung als amtlicher Totengräber hatte diese Episode keinen Abbruch getan. Vielleicht mangels Alternativen. Ich war nun für eine lange Zeit der Mann, der im Ort für das Ausheben und Zuschütten der Gräber verantwortlich war. Alle meine kommenden Gräber waren immer breit genug ausgehoben.​​​​

​9/2025 @

WLADIMIR IIJITSCH LENIN

Was ist das Wichtigste im Leben? Klar, man muss in allem gut dastehen! Und meist hat man das auch selbst in der Hand. Zumindest im Berufsleben! Und wie wird das gemessen? Natürlich an Zahlen, denen im besten Fall ein Pluszeichen vorangestellt ist. Es ist jedoch bei deren Beurteilung so wie bei den Aktienindizes, kann man diesen wirklich Glauben schenken? 

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Bei der Abwicklung von Projekten liegen einem zu Beginn die Kalkulation, die Vertragsunterlagen und eine Auftragssumme vor. Bei komplexen Bauvorhaben ist es gar nicht so einfach eine periodische Bilanz, die alle Chancen und Risiken berücksichtigt, korrekt und objektiv zu erstellen. Es gilt alles zu objektivieren, was in Zukunft positiv oder negativ zu tragen kommen könnte. D.h. man muss in die Zukunft schauen können und genügend realistische Fantasie mitbringen, um das Zahlenwerk glaubwürdig zu verfassen. An diesem wird der Projekterfolg und vor allem dein Wert gemessen. Stellst du alles zu optimistisch dar, läufst du Gefahr, am Ende mit leeren Händen und ohne Glaubwürdigkeit dazustehen, wenn es zum Schluss schlechter kommt, wie vorhergesagt. Sind deine Zwischenbilanzen zu konservativ oder pessimistisch, hast du ständig den Druck der Konzernleitungen im Nacken, die dir mit 1000 Ratschläge unablässig helfen. Ein Leben auf einer gefährlichen Reise zwischen Skylla und Charybdis!

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Eine meiner Spezialitäten - gewachsen aus Lebenserfahrung - war, diese Zwischenbilanzen von Periode zu Periode in der Struktur unterschiedlich zu gestalten. Um diese wirklich vergleichend durchschauen zu können, hätten Neugierige sehr viel Aufwand treiben müssen. Ich wollte mir einfach nie total in die Karten schauen lassen.

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Ein spannendes mehrjähriges Tunnelbauprojekt mit einer Auftragssumme von rund 150 Mio. CHF durfte ich vor Jahrzehnten in einer Arbeitsgemeinschaft zweier bedeutender Schweizer Bauunternehmen leiten. Die kaufmännische Geschäftsführung lag bei der Partnerfirma aus dem Berner Oberland, die sich offensichtlich mit meiner deutschen Art, die ich einfach nicht ablegen konnte, etwas schwer tat. Der Finanzchef der Firma meldete sich nach dem ersten Drittel Bauzeit bei mir zu einem Besuch an, um mein Zahlenwerk tiefer zu hinterfragen. Wie ich über gut informierte Kreise gehört hatte, war er der Ansicht, ich würde zu leichtsinnig bilanzieren. Man müsste die grossen noch vorhandenen Risiken viel konservativer bewerten.

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Zur Vorbereitung der Besprechung hatte ich ihm ein sehr detailliertes Zahlenwerk zusammengestellt und gesendet. Eine kleine Provokation konnte ich mir dabei nicht ganz verkneifen. Als Deckblatt für das Dossier hatte ein Wahlplakat der kommunistischen KP gewählt mit dem berühmten Zitat von Lenin: „Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser.“ Wir trafen uns in meinem Baustellenbüro. Er liess sich nichts anmerken, sagte mir jedoch freundlich, offen und ehrlich, er sei der Meinung, es sei bisher von mir viel zu leichtsinnig bilanziert worden. Das dargestellte Ergebnis sei viel zu positiv. Er verlangte für die zukünftigen Risiken grössere Rückstellungen vorzunehmen. Nachdem wir etwa eine Stunde lang die Zahlen durchgeackert hatten, änderte er sein Ansinnen um 180 Grad ins Gegenteil. Das sei ja alles viel zu konservativ, da seien viele der Rückstellungen aufzulösen. Diese Aussage aus dem Mund eines seriösen Finanzfachmanns machte mich sehr stolz.

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Der Finanzchef kam danach nie mehr mit einer Frage auf mich zu. ​

​9/2025 @

BLIND DATE

Dates können eine sehr spannende, aufregende Angelegenheit werden. Schon die Sache an und für sich, weil diese ja mit dem anderen Geschlecht zu tun hat, sorgt für Dynamik. Das Einzige was dabei einigermassen klar ist, dass beide in etwa das identische Ziel vor Augen haben, jemanden für nur kurz oder für immer zu magnetisieren. Die Erwartungen sind hoch und man(n) hat seine beste Seite dabei, um diese auf diesem Markt bestens zu präsentieren. Noch spannungsgeladener sind Blind Dates, wo noch viel mehr im Unbekannten liegt.

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Ich hatte einmal im letzten Jahrhundert ein solch blindes Treffen. Wir hatten auf einer dieser Datingplattformen im Internet Kontakt zueinander bekommen und uns verabredet. Der ideale Ort, sich zum ersten Mal zu treffen, ist der Meetingpoint im HB Zürich. Diesen umkreist man suchend. Ist es die oder vielleicht die andere? Zuerst zählt natürlich das, was das Auge registriert und das möchte natürlich etwas A Nein das mit der Dating Plattform ein schnelltest Katze mehrttraktives sehen. Innere Werte zählen erst dann, wenn die visuelle Hürde genommen wurde. Ich sprach erwartungsvoll eine wartende Dame, die mir gefiel, an. Sie wars nicht und kurz vor Ablauf der abgemachten Uhrzeit fanden wir uns dann. 

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Wir liefen uns unterhaltend der Limmat entlang zum Zürichsee. Ich mag mich gar nicht an Einzelheiten erinnern, nur eins war mir klar, ich wollte sie rasch wieder loswerden. Sie war trotz all ihrer Bemühungen gar nicht mein Typ, aber ich wollte doch auch ehrenhaft bleiben und eine angemessene Anstandsdauer durchhalten. Also schlug ich vor, im Restaurant am Zürihorn etwas essen zu gehen. Ich bestellte mir dort Sushi als Vorspeise und irgend einen Hauptgang. Sie nahm nur ein Hauptgericht. 

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Mein Sushi kam und ich bot ihr natürlich an, sich zu bedienen. Ich spürte ihre Zurückhaltung, roher Fisch war wohl nicht ihr Ding. Doch dann blitzschnell nahm sie mit ihrer Gabel etwas Kleines von meinem Teller und liess es ohne zu Kauen im Hals verschwinden. Ihre Augen weiteten sich, das Gesicht lief rot an und sie stöhnte mit offenem Mund, während sie aufsprang und in der Toilette verschwand. Sie hatte meinen ganzen Wasabiwürfel aufgespiesst und geschluckt.

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Sie kam erst wieder an den Tisch, als schon der Hauptgang aufgetragen war. Ihr Make-up hatte sich aufgelöst und sie hatte völlig die Fassung verloren. Das echte Entsetzen war ins Gesicht geschnitten. Offensichtlich bin ich ein sehr schlechter Schauspieler, da mein Bedauern wohl nicht als glaubwürdig genug erkannt wurde. Es ist auch eine gewaltige Anstrengung erforderlich, wenn man mit Lachkrämpfen im Bauch ein trauriges Gesicht machen muss.

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Es war schnell gegessen und das Date fand danach ein abruptes schnelles Ende. Mein Erkenntnisgewinn daraus: Besser als KO-Tropfen für ein Blind Date ist die Mitnahme eines Wasabiwürfels. Der kann unmittelbar für klare Verhältnisse sorgen.

​8/2025 @

EUPHEMISTISCHE  WHATSAPP

Kommunikation ist, wie wir wissen, nicht immer einfach und Sachverhalte sind manchmal brutal ernüchternd. Die ganze Wahrheit ändert oft auch nichts an den Tatsachen.

Ich sang einmal  ein Jahrzehnt in einem Männerchor. Dieser bestand hauptsächlich aus Herren im gesetzteren Alter. Unser erfahrener, altgediente Chorleiter - auch im Rentenalter - hatte uns gut im Griff und kannte unsere musika-lischen Bedürfnisse und Fähigkeiten. Oder er steuerte uns so, dass wir unseren Geschmack gar nicht so bewusst kannten. Die neue junge, engagierte Dirigentin, die sehr professionell, munter und motiviert daherkam, war in jeder Sicht sehr hellhörig, aufmerksam und wissbegierig.

Nach den Gesangsproben ging man gemeinsam in ein Lokal im Dorf etwas trinken, palavern und singen. Der Sängerkollege ‚Franz’ ein aufgeweckter, munterer Appenzeller haute in der Beiz einst mit der Faust auf den Tisch und erklärte, wenn ab jetzt das alte Liedergut nicht wieder gepflegt würde, käme er nicht mehr zum Singen. 

Wenige Tage darauf schrieb ich der Chorleiterin eine WhatsApp: „Der Franz kommt jetzt nicht mehr zum Singen.“ Ihre Antwort: „Ach du liebes bisschen. Neuen Wind verträgt nicht jeder gut. Und jetzt? Gibt es Handlungsbedarf von meiner Seite oder wie geht ihr damit um?“

Ich hatte vergessen ihr mitzuteilen, das Franz gestern plötzlich verstorben ist.

​8/2025 @

IM SITZEN PINKELN

Ob Männer im Stehen oder Sitzen pinkeln sollen, ist eine Frage, die oft diskutiert wird. Oft sehr ideologisch! In seltenen Fällen kann es um Leben oder Tod gehen.

Laufenburg eine pitureske Stadt an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz hat seinen Namen von den im Stauwasser des Flusskraftwerks verschwundenen Stromschnellen des Rheins erhalten («Berg beim Wasserfall»). Auf der nördlichen Flussseite führt die Altstadt steil hinauf zum Heiliggeistbuckel, auf dem die gleichnamige Kirche aus rotem Sandstein steht. Genau unter diesem spannenden Sakralbau, der auf einer hohen Stützmauer ruht, hatte ich in den 1980er-Jahren eine Baustelle. Das Gelände und die Wege dort sind durch Enge und Steilheit geprägt. Die Zuwegung zwischen den einzelnen Gassen ist durch Bruchsteintreppen quer zum Hang angelegt.

Die Platzknappheit auf der Baustelle zwang die Mannschaft vor Ort, jedes freie Plätzchen optimal auszunutzen. Einmal wurden lange Stahlkörbe angeliefert, die der Kranführer auf solch einer schmalen Treppe zwischenlagern wollte. Dort lagen bereits hölzerne Grüststangen. Beim Manöver löste sich  eine der Stangen und nahm talwärts Fahrt auf, schoss über die Gasse am Treppenfuss hinweg und jagte  mit Getöse in ein Fenster des talseitigen Hauses. 

Der Schreck war natürlich gross. Nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im getroffenen und betroffenen Haus. Das Geschoss hatte nicht nur das Fenster durchschlagen sondern auch die Türe des dahinter befindlichen Raums einer kleinen Toilette. Den grössten Schock hatte der Mann, der dort gerade drohnte und knapp über dessen Kopf das Teil geflogen kam. Es ist nicht bekannt, ob er gerade ein grosses oder kleines Geschäft am Machen war.en war.  

​8/2025 @

NACHTSCHICHT

Wir bauten damals an dem längsten Eisenbahntunnel Deutschlands. Wir waren mehrere 100 Männer und wenige Frauen auf der Baustelle in einem kleinen Ort in der Nähe von Fulda. Dort wo sich Fuchs und Hase ‚Gute Nacht‘ sagten, liefen die Ausbrucharbeiten untertage bei Tag und Nacht ohne Unterbruch. 

In den einsamen Wäldern von Südhessen gab es neben der Arbeit nur wenig Möglichkeiten der Zerstreuung. Die Donnerstage waren jedoch eine willkommene Abwechslung im Alltag. Das Kader der Baustelle des Bauherrn, des Unternehmers, der Subunternehmer  und der Lieferanten trafen sich dann am Abend im Gasthaus zum Grashof  zum Kegeln. So ein toller Anlass, um sich etwas näher kennen-zulernen und zur Beziehungspflege ausserhalb der Arbeit. Die Lieferanten waren die Gastgeber und der Rest der Teilnehmer waren die Gäste. Damals in den 80er-Jahren floss der Alkohol noch in Strömen. Noch lange erzählte man sich an den Lagerfeuern der Tunnelbauer die Geschichten von diesen exzessiven Abenden und Nächten. 

Obwohl es nur wenige Kilometer von der Unterkunft dorthin waren, war man gut beraten, sich  rechtzeitig eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Bereits damals gab es schon eine Promillegrenze. Ich hatte mich an diesem frostigen Winterabend für den Polier Harry Müller als Chauffeur entschieden. Harry war ein gewitzter Typ, der immer am Rande des Erlaubten Lösungen fand. Wir waren unter den letzten Gästen und wankten in der Dunkelheit zu seinem Mercedes. Er bekam die Türe des Autos nicht auf, da das Schloss offensichtlich zugefroren war. Als starker Raucher hatte er selbstverständlich ein Feuerzeug dabei und wir versuchten mit vereinten Kräften das Schloss aufzutauen. Die Daumen unsere Hände glühten nach gut einer gefühlten Dreiviertelstunde, das Feuerzeug war leer und das Schloss  liess sich einfach nicht öffnen. 

Wir blicken uns ratlos und verfroren auf dem dunklen Parkplatz an und er bemerkte dann plötzlich auf der anderen Seite des Platzes das Auto, das seins war. Es liess sich ganz ohne Feuerzeug öffnen.

​8/2025 @

TURBULENZEN

Man sagt Reisen bildet. Das hört sich manchmal harmloser an, als es wirklich ist. Ich frage mich, ob alle dabei immer etwas lernen.

Auf einem Rückflug vom hohen Norden in Skandinavien nach Amsterdam sass ich mit meinem Mitarbeiter und meinem Chef dem CEO eines grossen Konzerns in der Business Class der KLM. Normalerweise flog ich immer Holzklasse. Angenehm die etwas breiteren Sitze und der etwas bessere Service in dieser Klasse. Ich hatte den Fensterplatz, der CEO saß neben mir und mein Mitarbeiter auf der anderen Gangseite. 

Ich fühlte mich selbstzufrieden in meinem Sitz, da die Aufgabe, die mir gestellt worden war, akkurat in kürzester Zeit bestens erledigt worden war. Wir kamen von einem Land zurück, von deren Sprache ich gerade einmal guten Tag sagen konnte und musste mit meinem holprigen Englisch die Kollegen vor Ort von meinen Ideen überzeugen und gleichzeitig die die hohen Erwartungen des CEOs erfüllen. 

Der Flug verlief bis zur Hälfte der Strecke ganz ohne Turbulenzen. Dann plötzlich aus heiterem Himmel poppte im Gespräch mit dem CEO etwas völlig Untergeordnetes, eine nicht relevante Kleinigkeit als Thema auf. Es ging um eine Dreingabe, die den norwegischen Tunnelmineuren traditionell zustand. Er sprach sich vehement gegen diesen kleinen Bonus aus. Als ausgebildeter Banker versteht man etwas von Geld, jedoch eben nicht unbedingt von der Motivation von Mitarbeitern. Der Gesprächstenor wurde etwas lauter und ich hielt argumentativ dagegen. Dann brach in ihm der Oberbefehlshaber durch und es eskalierte. In der Businessclass und auch in den ersten Reihen der Holzklasse wussten die peinlich berührten Passagiere nicht mehr, wo sie hin schauen sollten. 

Danach bis Amsterdam betretenes Schweigen, nur das nicht mehr hörbare Echo des lauten Disputs schwebte noch in der Kabine.

Dann in Schipol an der Stelle, wo er sich zu seinem Gate nach Genf und ich mich zu meinem nach Zürich wendete, ging’s zum Abschied noch einmal los. Was ihm einfalle, über die Hierarchiestufe nach unten so ungehalten auszuteilen! Er sagte, er habe nicht als CEO sondern als Mensch zu mir gesprochen. Und ich: „Dass Sie ein Mensch sind, habe ich längst vergessen!“

 

Ein paar Wochen später haben wir uns wieder gut vertragen.

​8/2025 @

EINZAHLUNGSCHEINE

Andere Länder, andere Rituale! Wenn man als Deutscher in die Schweiz auswandert, hat man überhaupt keine Vorstellung darüber, dass hier sehr vieles nicht so wie in Deutschland laufen könnte. Weil man das meiste sprachlich gut verstehen kann, heisst das noch lange gar nichts. Die Schweiz bleibt einem sehr lange ein fremdes Land mit vielen Fehlschlüssen. 

Ich war mir von meinem Herkunftsland her gewöhnt, meine Rechnungen mit auszufüllenden Banküberweisungen zu erledigen. 1989 erhielt man in der Schweiz noch mit der Rechnung sogenannte Einzahlungsscheine. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit denen machen sollte und fragte daher einen Kollegen. Er erklärte mir, dass man damit an den Postschalter geht und dort die Rechnungen damit bar bezahlt. 

Ich ging also mit meinem Bündel Einzahlungsscheine in Basel auf die Post und stellte mich an der Schlange vor dem Schalter an. Vorne angekommen, reichte ich meine Einzahlungsscheine dem Pöstler. Er nahm sie mit der Frage, „haben Sie es schon zusammengezählt?" Da ich dies als eine typische Schikane ansah, nahm ich ihm das Bündel wieder aus der Hand und gab ihm nur einen Schein, den ich dann bezahlte. Ich entfernte mich dann vom Schalter und stellte mich wieder hinten in der Schlange an, um ihm dann wieder nur einen einzelnen Einzahlungsschein zu geben. Da sagte er, „geben Sie her“, und nahm mir den ganzen Stapel aus der Hand. Für diesen rechnete er zweimal die Gesamtsumme der Einzelbeträgen zusammen und ich beglich die Summe.

Wie mir meine Schweizer Frau viel später einmal erklärte, war das, was ich damals als kleinen Triumph empfand, doch ein Pyrrhussieg. Für Ausländer: Wenn du am Schalter deine Gesamtbetrag schon nennen kannst, braucht der Pöstler alles nur einmal zu rechnen.

​8/2025 @

SCHNEESCHMELZE

putzen

Anker 3

Über Nacht zaubert oft in der kalten Jahreszeit ein wenig Schneefall Weisses und Wunderbares über die Landschaft, das alles Dunkle überdeckt oder in den Hintergrund drängt. Wenn man am Strassenrand parkiert hat und dabei noch feststellt, dass die Scheiben nicht gefroren sind und nicht gekratzt werden muss; um so besser.

 

Ich hatte an diesem Februarmorgen meine junge 50-Prozent-Tochter von Kreuzlingen nach Konstanz zu ihrer Mutter zu transportieren. Also einsteigen, Motor starten, Scheibenwischer betätigen und losfahren. Die Fahrt ging von der Stählistrasse zum Autobahnzoll an der Landesgrenze. 

 

Es war wenig Verkehr an diesem Morgen und der deutsche Grenzbeamte wohl hellwach, oder was auch immer. Wir wurden angehalten. Guten Morgen, Papiere! Ich gab ihm meinen Pass, in dem auch mein Kind eingetragen war. Er verschwand im Zollgebäude und forderte mich nach seiner Rückkehr auf, „bringen sie bitte Ihr Fahrzeug in technisch sicheren Zustand“. Ich erwiderte ihm, das Fahrzeug sei in Topzustand. „Es war erst letzte Woche im Service.“ Er meinte, meine Sicht sei durch den Schneerand ausserhalb des Scheibenwischerbereichs eingeschränkt. Ich solle aussteigen und wischen. Ich sagte ihm, meine Sichtverhältnisse seien wunderbar, er könne sich auf den Kopf stellen, ich werde ganz sicher nicht putzen. „Geben Sie mir meinen Pass zurück, ich habe es mir anders überlegt und werde nicht nach Deutschland einreisen.“ Das geschah so,  er schob den Absperrhut auf der Strasse zur Seite und ich fuhr zurück in Richtung Schweiz. Als wir kurz darauf halb durch den Autobahnkreisel gefahren waren, rutschte der Restschnee von der Scheibe durch die Fliehkräfte weg. So fuhr ich zurück zum deutschen Zoll. Der Beamte von vorher hielt mich wieder an. „Herr Zöllner Ihr warmes Herz hat den Schnee auf der Scheibe schmelzen lassen.“ Er erwiderte, „Herr Hieke ich wünsche ihnen eine gute Fahrt.​

8/2025 @

Anker 2

KNOW HOW

Als junger Abenteurer und Ingenieur hatte ich meine Arbeit im Hedschas-Gebirge in der Oase Tabuk gekündigt und war im Jahr 1980 kurz davor, Saudi Arabien zu verlassen.

 

Im streng islamischen Land war der Besitz und natürlich auch der Konsum von Alkohol strickt unter Androhung harter Strafen verboten. Alkohol-Sünder werden im trockenen Königreich Saudi-Arabien öffentlich ausgepeitscht. Im Camp der Europäer gab es trotzdem einige illegale Bierbrauer, Weinküfer und Schnapsbrenner (Produkt: »Sadiki« arabisch: freundlich), die aus diversen verfügbaren Früchten und lokalen Produkten Berauschendes herstellten. Lkw-Fahrer schmuggeln zudem in präparierten Tanks und in Hohlräumen des Chassis die kostbare Fracht Whisky ins Land. So eine Flasche gabs auf dem Schwarzmarkt im Camp für 150 DM.

 

Um mich zu verabschieden, ging ich ins Büro meines Chefs Basanov und bat ihn, er könnte doch zu meinem Abschied eine Flasche spendieren. Er wollte das nicht und sagte mir sehr bestimmt, Whisky gäbe es nur gegen Vorauskasse. Ich erwiderte ihm, dann würde ich halt zu seinem Chef gehen, der sei sicher um einiges grosszügiger. Ich klopfte also nebenan an die Bürotüre seines Chefs und sagte diesem, er solle doch rüber ins Büro von Basanov kommen, da gäbe es zu meinem Abschied eine Flasche Whisky. Zurück bei Basanov stellte dieser dann die Flasche mit drei Gläsern auf den Tisch. Wir drei benötigten nicht so lange, um dem Flüssigen den Garaus zu machen. Ich stand dann auf, bedankte mich und sagte den beiden, sie hätten ja jetzt noch etwas Zeit zu diskutieren, wer nun von Ihnen diese Flasche zu bezahlen hätte.

8/2025 @

KNIEBUNDHOSE

Vor ein paar Tagen habe ich ein Buch (Berg- und Gletscherfahrten) aus meinem Bücherregal gezogen. Es stammt von Edward Wymper dem Erstbesteiger des Matterhorns von 1860. Ich erinnerte mich an den darin enthaltene Epilog, den ich für mein eigenes Buch einem Kriminalroman abgewandelt verwenden wollte. Wie es so kommt, blätterte ich ein wenig in den Seiten herum und fand meinen Eintrag vom November 1984, an dem ich das Buch von einem sehr eng befreundeten Paar geschenkt bekommen hatte.

 

Uns verband die Studienzeit, die Berge, Skitouren, Feste, Freud und Leid, alles was man in junger Vertrautheit miteinander wagt. Ein echter Beweis für die Verbundenheit war die schicke Kniebundhose für die Bergtouren, die sie mir in Stunden genäht und geschenkt hatte. Diese trug ich mit Freude und Stolz.

 

Leider kam dann irgendwann der traurige Bruch, als sich die beiden trennten. Wie das oft so ist, wurde dadurch auch der Freundeskreis getrennt. Ich blieb mit ihm verbunden und verlor sie dann leider zwangsläufig aus den Augen. Wir sahen uns ein letztes Mal vor Jahrzehnten an seiner Beerdigung. Er war auf der Rückfahrt von einer Nachtskitour bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

 

Ich legte das Buch zur Seite und googelte ihren Namen. Wenige Klicks und ich hatte ihre Telefonnummer, die ich sofort wählte. Sie nahm gleich ab und sofort war diese alte wunderbare Vertrautheit wieder da. Die Hose habe ich natürlich nach so vielen Jahrzehnten nicht mehr in meinem Schrank, jedoch kommen jetzt dafür die vielen Erinnerungen über die alten schönen Zeiten wieder hoch. Einfach wunderbar.

7/2025 @

JUWELEN IM PARADIES

Vor einer längeren Weile im Jahr 1989 lebte ich im Paradies. Natürlich nicht im echten Paradies sondern im Stadtteil Paradies in Konstanz in einem schönen Jugendstilhaus in der Altstadt mit vier grosszügigen, hellen Etagenwohnungen.
Unter mir im zweiten Stock lebte Madame De Las Heras. Sie war die damals circa 80-jährige Witwe eines Spaniers der Juweliergeschäfte in Berlin, Konstanz und Barcelona besass. Man begegnet er sich ab und zu im Treppenhaus. Ansonsten stand man sich nicht näher und kannte sich nicht. Ab und an, wenn ich am Abend von der Arbeit nach Hause kam, stand die Dame in ihrer Tür und bat mich auf ein Glas Champagner in Ihre Wohnung.
Sie erzählte mir bei einem dieser Anlässe, wie gut sie die Kunden in den Geschäften Ihres Mannes einschätzen konnte. Sie wusste offensichtlich genau, ob die Kunden, die ins Juweliergeschäft kamen, etwas kaufen würden oder auch nicht. Auch die Preisklasse des allfälligen Kaufes konnte sie genau voraussehen. Solche Geschichten waren immer sehr heitere gemeinsame Momente.
Beim Abschied verblüffe sie mich jedoch sehr. Sie sagte mir, ich sei ein sehr heiterer, angenehmer, anständiger junger Mann. Mit mir würde sie jedoch lieber keinen Krach wollen, da mit mir sicher nicht gut Kirschen essen sei!

7/2025 @

JUWELEN IM PARADIES

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Die Auswahl meiner Fotografien im nachfolgenden Link wurde ausschliesslich vom  Kuratorenteam von 1x.com getroffen.

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